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Oldtimer Harley-Davidson 1962 XLCH 883 Ironhead Sportster:

20. August 2019: ich kaufte bei Enzo von Cadre Cycles, Cincinnati, OH 45242 die 62er XLCH. Das Bike habe ich nur im Internet gesehen und auf "gut Glück" gekauft.

29. November 2019: die 1962-Sportster XLCH traf in der Schweiz ein.

03. August 2020: die technische Prüfung ist bestanden und die XLCH konnte in der Schweiz zugelassen werden. 

XLCH: High-compression, Competition Model / Produziert von 1959 bis 1969 / Anzahl gebaute XLH und XLCH im Jahr 1962: 1998, Total 1959 - 1969 ca. 15'000 


Mein XLCH (Seriennummer: 62 XLCH 2064)

Baujahr: 1962

Listenpreis 1962: $ 1335.-- (heute ca. $ 12'500.--)

Motor: Luftgekühlter 45°, V2, 4-Takt, OHV, 4 Nockenwellen / Hubraum: 883 ccm (53.9 cui) / Bohrung x Hub: 76.2 mm x 96.85 mm (3.0 in. x 3.812 in.) / Verdichtung: 9:1 / Leistung: ca. 55 PS (40.5 kW) bei 6300 U/Min / Drehmoment: 70.5 Nm (52 lb-ft) bei 3800 U/min 

Getriebe: 4 Gang

Beschleunigung: 0 – 96 km/h (60 mph): ca. 6 Sek.

Höchstgeschwindigkeit: ca. 195 km/h

Gewicht: 220 kg (480 lbs.)

Wartung: Ölwechsel ca. alle 2000 km / alle 200 km: alle Schrauben und Muttern kontrollieren, nachziehen / Geräuschkontrolle dauernd während der Fahrt

Spezials: Schaltung links / Fussbremse rechts / nur Kickstarter / Magnetzündung fester Zündzeitpunk 45° vOT / 6 Volt Anlage / keine Batterie / keine Blinker / Bremslicht nur an Fussbremse (Hinterrad)

Montiert, geändert zwischen 1962 und 1976: Öltank mit automatischer Kettenschmierung / Motorölkühler / Ölfilter / breitere Trommelbremse vorne / Rückspiegel L und R / Keihin Vergaser und Luftfilter / manuelle Zündverstellung / elektrische Anlage 12 V (Original 6 V) 16 Zoll Hinterrad

Geändert 2020: Manuelle Zündverstellung zum Starten am linken Drehgriff / Single fire Adapter für Zündung / Chokezug am Lenker / Horn an Gabelbrücke / Öldruckschalter mit Kontrollleuchte / 11 L Tank

Geändert auf Schweizer-Norm: H4 Scheinwerfer / Auspuff (84 dB - original offene Rohre) / Rückstrahler mit CE-Kennzeichen / Tacho auf km/h geändert


Nach einer umfassenden Restaurierung und dezenten Detailverbesserungen steht sie besser das, als vor über 55 Jahren, als sie mit über 190 km/h zu den Schnellsten ihrer Zunft zählte.

Die Sportster XLCH Story

Die Harley-Davidson Sportster kann auf eine über 60 Jahre lange Geschichte zurückblicken. Seit der Präsentation durchlief die Sportster verschiedene Entwicklungsstadien, die nicht immer von Erfolg gekrönt waren. Aber damals wie heute ist die Sportster eine Fahrmaschine, mit der Lange Touren oder sportliche Einsätze ebenso möglich sind wie ausgeprägte Schräglagen.

K-Modell

«Briten-Bikes immer beliebter.» Wir schreiben nicht das Jahr 1995 und reden über Triumph. Wir drehen das Rad der Geschichte zurück zum Anfang der 50er Jahre und lenken unseren Blick nach Milwaukee in die Vereinigten Staaten. Durch gesenkte lmportzölle haben die Briten mit ihren Motorrädern leichtes Spiel auf dem amerikanischen Kontinent. Die leichten, aber leistungsstarken Twins finden schnell eine neue Kundschaft. Harley-Davidson kann dieser Invasion wenig entgegensetzen. Die seitengesteuerten WL-Modelle sind technisch veraltet, die Big Twins zu schwer und behäbig, um mit den handlichen Engländern mithalten zu können. 1952 stellt Harley-Davidson dann endlich das von H-D-Händlern schon lange geforderte Bike als Nachfolger der WL vor, die Harley-Davidson K. Im Gegensatz zu den Big Twins bilden Motor und Getriebe des Modell K einen Block (Blockmotor). Auf moderne OHV-Steuerung verzichtet Harley zugunsten der bewährten Seitenventiltechnik, zumindest vorerst. Die einzelnen Ventile werden via Stösselstangen über vier Nockenwellen angetrieben, die ihrerseits über ein Zahnrad von der Kurbelwelle aus angetrieben werden. Mit diesen vier Nockenwellen ist der K-Motor aus dem Jahre 1952 sogar moderner als die aktuellen Twin-Cam Motoren der Big-Twin-Harleys.

Die XL - Sportster

1957 wird aus dem K-Modell die XL-Sportster. Die Sportster hatte alle modernen Merkmale – Teleskopgabel, Hinterradschwinge mit zwei Feder-Dämpfer-Einheiten, Handkupplung und Fussschaltung (rechts) für das 4-Gang Getriebe. Der Rahmen war dem KH-Rahmen ähnlich. In logischer Konsequenz spendiert Harley der XL nun endlich im Kopf hängende Ventile (OHV). Um grössere Drehfreudigkeit zu erreichen, reduziert man den Hub auf 96,8 Millimeter (3.81 Zoll) und erweitert die Bohrung auf 76,2 Millimeter (3 Zoll). Diese Massnahme ermöglicht grössere Ventile in den Zylinderköpfen. Ein Jahr später bekommt man gegen Aufpreis einen höher verdichteten Motor und grössere Ventile. Für diese Version wird an das Kürzel XL ein H angehängt. Der Eisenkopf V2 kommt in der Sporty von 1957 bis 1985 zum Einsatz.

Das erste Superbike

Für das ultimative XL-Model kombinierten und erweiterten die Harley-Ingenieure die besten Eigenschaften der XLC, XLR und XLH und schufen eine Maschine mit normaler strassentauglicher Abstimmung. Es gab einen kleinen Tank, offene Auspuffrohre und eine Magnetzündung. Der Name war XLCH (Competition Hot) Kein Motorrad sah jemals besser aus, als diese minimalistische Maschine mit ihrem klassischen muskulösen Profil, die alle englischen und sogar die japanischen Sportmaschinen übertreffen sollte. Sie übertraf auch jedes Auto auf der Strasse. Sie war zwar nicht das absolut stärkste oder schnellste Motorrad, das man kaufen konnte, aber die XLCH war das leistungsstärkste Motorrad, das man 1960 finden konnte.

Die XLCH konnte temperamentvoll sein. Die Magnetzündung erzeugte mehr Leistung bei mehr Umdrehungen pro Minute, was weniger Leistung bei niedrigerer Drehzahl bedeutet, so dass der Kickstart zu einer Herausforderung wurde. Die XLCH erforderte meist eine grosse Anzahl Kicks. Der Zündzeitpunkt zum Starten wurde ab 1964 manuell eingestellt, d.h. wenn der Fahrer es vergass, wurde er durch einen wörtlichen Tritt ans Schienbein erinnert.

Heute

Heute ist die XLCH 883 Ironhead Sportster extrem rar. Von den knapp 15’000 gebauten Ironhead Sportster aus den 60iger Jahren sind die meisten übel runtergeritten, grausam verbastelt, umgebaut, der Schrottpresse zugeführt worden oder befinden sich in den Händen von Liebhabern und Sammlern. Originale und halbwegs unverbastelte XLCH 883 Ironhead Sportster sind weltweit kaum zu finden und liegen preislich weit über dem Niveau von vergleichbaren Neufahrzeugen.